Nun, ich liebe Weihnachten. Als Naturwissenschaftler habe
ich es nicht so mit dem religiösen Hintergrund – Weihnachten ist für mich mehr
ein Gefühl. Zusammensein, die Zeit und Nähe genießen, gut Essen, Geschenke und
damit anderen eine Freude machen. Doch nach ein paar Tagen ist das Ganze auch
schon wieder rum – Silvester steht vor der Tür. Trivialerweise habe ich dafür
rein gar nichts übrig, fragt mich nicht warum. Es würde mir nicht mal etwas
ausmachen, diesen Tag, alleine in der Wohnung, mit einem Stift in der Hand und
guter Musik auf den Ohren, zu verbringen. Irgendwie empfinde ich nichts für den
Jahreswechsel. Als Kind war das noch spannend. Lange aufbleiben dürfen, den
ganzen Abend spielen, die bunten Lichter sehen, selber rumknallen dürfen – das war
wirklich fantastisch. Ich erinnere mich an meine große, kleine Cousine, bei
ihrem ersten Silvester. Sie hatte sich so darauf gefreut und sich ihre ganz
eigene Vorstellung davon zusammenfantasiert. Nach dem Feuerwerk fragte ich sie
dann, ob es so war, wie sie es sich vorgestellt hatte und sie meinte nur: „Nein,
ich dachte ich fliege mit den Lichtern im Himmel“. Ganz ernsthaft entfloh das
ihrem Munde – und Recht hat sie, in dem Alter hat es etwas Magisches. Heute ist
sie 14 und hat grad den ersten „ernsthaften“ Jungen mit nach Hause gebracht –
times are over!
Haha, nun denn – heute ist es für mich eher ein Tag, an dem man sich den ganzen
Abend vollfuttert und dann draußen, im Kalten und Nassen, herumsteht und sich
die Ohren zuhält – so sieht es bei mir aus. Inklusive dem Wunsch, ins Warme
zurückkehren zu dürfen XD Ich weiß, wie langweilig und unromantisch. Man sollte
das alte Jahr doch feiern und das neue begrüßen. Aber was soll ich groß feiern?
Das ist nicht annähernd so negativ gemeint, wie es klingt. 2013 war
durchwachsen. Es ist schwer, ein ganzes Jahr, 365 Tage, in einer Bilanz
gegenüberzustellen und zu entscheiden, ob die ausgleichende Summe im Soll oder
im Haben auftaucht. Man versucht Erinnerungen zu behalten, andere eher zu
verdrängen, Gefühle zu archivieren oder eliminieren. Ich kann jetzt etwas ganz
anders betrachten und darüber fühlen, als ich es zum entsprechenden Moment vor
6 Monaten tat. Meine Chemiehorrorzeit hat mich viele Nerven gekostet und mich
oft an den Rande der Verzweiflung getrieben – das Resümee danach war aber,
trotz Stress, sehr positiv (wie passend, dass ich gerade Donots – Dead Man
Walking höre *.*). Aber da zeigt sich der Widerspruch. Ich beurteile lieber die
einzelnen Augenblicke, ziehe mein Fazit nach bestimmten, individuell
definierten Abschnitten. Interessant finde ich dabei dennoch gerade den, eben
genannten, Widerspruch. Außerdem, was definiert schon gut oder schlecht? Das
hängt auch von vielen Faktoren ab, vor allem auch dem Alter und den bisherigen
Erfahrung. Die einen verfluchen das Jahr schon, wenn sie einfach nicht immer
bekamen, was sie wollten. Im Gegensatz dazu kenne ich Leute, die dieses Jahr so
unglaublich viel mitmachen mussten, der Weg zum Grab – mehr als ein Mal – Krisen,
alles zusammen, alles sorgsam und gleichmäßig verteilt auf 365 Tage. Da kommen
einem die eigenen schlechten Phasen so bedeutungslos vor.
Es gab und gibt definitiv Dinge, auf die ich gut verzichten
kann und die ich gerne eliminieren würde. Aber insgesamt ist doch alles ok.
Außerdem war ich dieses Jahr – das erste Mal seit 8 Jahren – wieder im Urlaub,
woho! Eine „neue Familie“ gabs gleich mit dazu.
Eins kann ich abschließend aber festhalten. Es kommt einem
doch oft so vor, als würde sich rein gar nichts ändern, zumindest nicht zum
Positiven, irgendwie dümpelt alles so vor sich hin, egal was man tut. Auch
setzt man sich hin und wieder Ziele und verliert sich nach einiger Zeit aus den
Augen. Irgendwann blickt man dann zurück, die Erkenntnis kann auch erst Jahre
später kommen, wo man sagt: „Hey, da war irgendwann ein Augenblick..“. Und man
merkt – dieses Ziel hat man, ohne es zu bemerken, erreicht. Ohne es aktiv zu
verfolgen, es kam einfach so, ich empfinde das als unglaublich positives
Erlebnis. Ich erinnere mich an ein solches vor vielen Jahren. Irgendwann war
ich angekommen, ohne es zu bemerken.
Ähnliches passierte mir Anfang dieses Jahres. Mit dem
Unterschied, dass ich mir kein Ziel gesetzt hatte. Aber da war wohl irgendwann
ein Moment, in dem sich emotional in mir viel geändert hat – in positiver Art
und Weise. Schon verrückt sowas, manchmal rennt man Dingen hinterher und sie
entgleiten einem immer und immer wieder. Viel interessanter sind die spontanen
Ereignisse und die Tatsache, dass man sie oft gar nicht bemerkt, obwohl sie –
klammheimlich – im Leben eine riesige Rolle zu spielen begonnen haben.
Nun ja. Ich werde den Jahreswechsel so verbringen, wie ich
ihn schon beschrieben hatte. Genug Cola sollte mich auch davon abhalten, vor 12
Uhr ins Fresskoma zu fallen :p